Der Terror verbreitet sich im August 1944 wie ein Lauffeuer.
Am 22. werden die neunundvierzig Gefangenen des Gefängnisses von Troyes, hauptsächlich Marquisards (Partisanen der französischen Resistance), aus ihren Zellen geholt und ohne Verhandlung auf dem Schießplatz von Creney-près-Troyes erschossen. Amwerden achtundsechzig Männer, Frauen und Kinder in Buchères von der SS als Vergeltungsmaßnahme für den Angriff auf einen Konvoi niedergemacht und ihre Häuser angezündet. Am 25. werden in La Rivière-de-Corps sechs Männer und eine Frau von den Nationalsozialisten erschossen. Am 27. werden in Montreuil-sur-Barse dreizehn Geiseln vom Afrika Korps hingerichtet. Am werden ihrerseits vierundzwanzig Bewohner von Mesnil-Saint-Père ermordet… Die erschütternde Litanei des Martyrologiums des Departements Aube beschränkt sich jedoch nicht nur auf diese Orte und diese Daten. Das Aube hat als eine Region starken Widerstandes für seinen Mut, den es im Krieg von 39 bis 45 bewiesen hat, einen hohen Tribut bezahlt.
Zahllose Gedenktafeln und Denkmäler wahren überall in Troyes und seiner Umgebung die Erinnerung an diese Übergriffe. Die bewegendsten unter ihnen bemühen sich, den Opfern einen Körper und ein Gesicht zu geben.
In Creney-près-Troyes wurde etwas abseits von den Behausungen, am Ende einer Allee mit dreiundfünfzig Bäumen, die für die Anzahl der hier von vier Patrioten am 22. Februar 1944 identifizierten Opfer stehen, ein Denkmal in einer „Zone der Stille“ errichtet.
Das Martyrium wird durch einen knienden, fast nackten Mann dargestellt, dessen Hände auf dem Rücken gefesselt sind und dessen Kopf mit dem Gesichtsausdruck eines Gefolterten in einer christlichen Pose zur Seite geneigt ist.
Die Farbe der weißen Stele scheint auf die umliegenden Wege abgefärbt zu haben.
Auf den Höhenzügen von Laines-aux- Bois, sehr weit vom Dorf entfernt, wurde ein Denkmal zur Erinnerung an die „vier von Montaigu“ errichtet, selbst wenn hier die Namen der siebenundzwanzig während des Krieges getöteten Widerständler des Netzwerkes Libération-Nord aufgeführt sind.
Auf den Sockel, zu dem mehrere Treppen hinaufführen, wurde im Übrigen eine Szene der Maquis graviert. Die in einem Viereck angeordneten vier Männer wurden stehend dargestellt, die Hände auf dem Rücken, die Schultern zurück, während sie mit männlichem Stolz auf ihre Hinrichtung warten.
An jeder Ecke des Sockels, von dem aus man im Fernen Troyes sehen kann, weht eine von den Winden der Ebene der Champagne gebeutelte französische Nationalfahne.
Ein Denkmal der besonderen Art ist das Memorial von Buchères, das, obwohl es sich jede menschliche Darstellung erspart, seine Kraft aus der Schlichtheit seines Stils erhält: Eine hohe, scheinbar bis in den Himmel reichende Spitze enthüllt die Namen der Opfer dieser Schlächterei, die fast mit dem Horror – aber kann man diese Gräueltat auf einige Zahlen reduzieren? – vergleichbar ist, der in Oradour-sur-Glane stattgefunden hat.
Das Monument zum Widerstand und der Ausweisung von Troyes ist das massivste und eindrucksvollste von allen – und zwar so sehr, dass es an einige Bauwerke der Sowjetzeiten
erinnert.
Es scheint die Kraft und Unveränderlichkeit des Gedenkens darstellen zu wollen, wenn der Mensch sich bemüht, nicht zu vergessen.
Das Werk besteht aus einer 15 Meter langen, mit einem Fries, das reich an Symbolen ist – und sichtbar von der Guernica von Picasso inspiriert wurde – Mauer sowie einer Figurengruppe, die einen stehenden Mann mit geballten Fäusten als einen Widerstandskämpfer darstellt, zu dessen Füßen ein Deportierter liegt (wobei man diese Monumentalen Skulpturen auch als die Verkörperung des Lebens und des Todes verstehen kann). Unter dem stehenden Mann ist folgende Inschrift zu lesen:
„Meditiere und erinnere Dich.“
In den Stein wurde als universelle Hommage an die Opfer keinerlei Name gemeißelt.
Der vollständige Text des Aufrufs vom Juni ist auf einer Tafel zu lesen. Das Denkmal befindet sich am Eingang des Stadtzentrums, gegenüber der Fontaine Argence.
Troyes wurde fast vollständig von Bombardierungen verschont und trägt keine Spuren vom Zweiten Weltkrieg, außer einigen noch sichtbaren Einschusslöchern auf der Fassade des Gebäudes mit der Hausnummer 45 in der Rue Emile-Zola. Sie sie sind Zeitzeugen des Gefechts, das sich die amerikanischen Soldaten am 26. August 1944 mit den Nationalsozialisten geliefert haben, um Letztere aus dem in ein Militärlager verwandeltes Gebäude zu vertreiben.