Die Architekturdenkmäler von Troyes erlebten Ende des 20. Jahrhunderts eine regelrechte Wiedergeburt. Und dies vor allem in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Dies lässt sich anhand einiger Vorzeigeprojekte darstellen, die in der Geschichte dieser Wiedergeburt entscheidend waren. Es folgt die Geschichte, wie die Raupe sich zum Schmetterling verwandelte.

Geschützter Bereich

Die Grenzen dieses Bereichs wurde 1964 festgelegt und 1975 ausgeweitet, der Plan des Schutzes und der Entwicklung (PSMV: Plan de sauvegarde et de mise en valeur) wurde jedoch erst im Jahr 2000 genehmigt und veröffentlicht! Der PSMV bestimmt die Vorschriften für die Stadtplanung, die architektur und Renovierung, die für Gebäude gelten, die von archäologischem, historischen, architektonischem oder urbanistischem Interesse sind.
Er deckt von nun an den gesamten Champagnerkorken (137 Hektar) ab. Und nicht zu vergessen die Rue Turenne, der Vorplatz der Markthalle und der Kathedrale, der Platz de la Tour, das Bahnhofsviertel…

Das Maison du Boulanger

An der Kreuzung der Rue Paillot-de-Montabert und der Rue Champeaux.
So genannt, weil sich hier vormals eine Bäckerei befand. 1963-64 war es das erste von der Stadt restaurierte Fachwerkhaus.
Das Stadtviertel Champeaux ist repräsentativ für die erste Art der Restaurierungen: Holzfachwerk …. holzfarben und ohne Verzierung.
Die Straßen sind einheitlich, eine Aufeinanderfolge von Giebelfassaden und auskragenden Fassaden.

Das Maison de l‘Orfèvre

An der Kreuzung der Rue Champeaux und der Rue Paillot-de-Montabert.
Dieses Haus mit seinem berühmten Türmchen war 1969 – 1970 eines der ersten, das von einer Privatperson mithilfe städtischer Subventionen renoviert wurde.

Das Maison des Chanoines

An der Kreuzung der Straßen Rue Emile Zola und Rue Turenne.
Dieses Haus wurde ursprünglich nicht an dieser Stelle gebaut! Es wurde vollständig ab- und an seinem aktuellen Standort aufgebaut und hat von seinem Umzug eine Merkwürdigkeit behalten: Seine ursprüngliche Eingangstür befindet sich heute in der 1. Etage… Das Haus wurde seinem Eigentümer für einen symbolischen Franken abgekauft und die Fassade wurde, um
die Ausrichtung der Nachbarhäuser zu wahren, höher gesetzt. Dies war 1969.

Rue Pithou

Diese zu den Markthallen führende Straße war (1975) die erste Fußgängerzone in der Geschichte von Troyes. Die skuzssive Umwandlung der alten Gassen im Stadtzentrum in Fußgängerzonen hat die Restaurierung der Architekturdenkmäler erst richtig Sinn gegeben.

Rue Pithou nocturne © Laurent Lempens

Rue Passerat

Die Restaurierung 1978 der aneinandergrenzenden Häuser bringt eine technische Innovation in der Renovierungstechnik mit sich: Die Leerräume des Holzfachwerks werden mit Ziegeln ausgemauert.
Das traditionelle Füllmaterial war Strohlehm, eine Mischung aus Stroh und Lehm, in die damals noch Kuh- oder Rosshaare oder sogar Pferdeäpfel gemischt wurde. Eines der Häuser der Rue Passerat sticht auch aufgrund seiner mit Holzschindeln bedeckten Fassade hervor. Diese Holzschindeln waren ein Witterungsschutz.

Rue François-Gentil

Das erste Beispiel für eine vollständig restaurierte Straße, die, von 1979 an nicht nur ein bedrohtes Meisterwerk retten sollte, sondern auch der Umsiedlung von einkommensschwachen Bevölkerungsschichten diente. Sie ist zu einer der schönsten Straßen von Troyes geworden.

Cour du Mortier d’Or

Die zwischen 1979 und 1981 vom Handwerkerverband „Compagnons du Devoir“ durchgeführten Restauration hat diesem Schmuckstück der Renaissance-Architektur in Troyes wieder zu seinem Glanz verholfen.

L’Hôtel du Petit Louvre

Rue Linard-Gonthier.
Ein Restaurierungsprojekt wagt 1989 zum ersten Mal, ein Fachwerkhaus mit zeitgenössischen Elementen zu kombinieren – einer Art Glasveranda, welche die alte, kokette Dame als Spiegel nutzt.

Das Hotel Le Champ des Oiseaux

Rue Linard-Gonthier.
Dieses exklusive Hotel ist 1995 das erste Fachwerkhaus, das sich traut, Farben für sein Fachwerk zu verwenden. In der Tat wurden bei Untersuchungen unter dem Verputz auf dem Holz Spuren von Farbpigmenten gefunden, ein Beweis dafür, dass im Mittelalter nicht gezögert wurde, die Holzelemente mit Farbe zu bestreichen. Wir sind sehr weit vom wahren Bild einer Epoche entfernt, die für dunkel, streng und düster gehalten wird.
Das Gegenstück vom Hotel Le Champ des Oiseaux, das kurz darauf renovierte Maison de Rhodes hat sich auch den Farben zugewandt.
Die Farben Ocker, Grün, Blau und auch Gelb sind jetzt gern gesehene Dekorationen bei restaurierten Häusern.

La Maison du Dauphin

Rue Kléber.
Dieses seit seiner Restaurierung im Jahr 1997 knallgelbe Haus zeigt uns, wie Troyes höchstwahrscheinlich imJahrhundert aussah, da es sich nicht in einem Teil der Stadt befindet, der der großen Feuersbrunst von 1524 zum Opfer fiel. Man beachte auch seine schiefe Stellung, ein Merkmal zahlreicher Häuser in Troyes – ein Zeichen dafür, dass Holz lebt!

Monoprix

Rue Émile Zola.
1998 wurde die hässliche Metallverkleidung entfernt, hinter der sich die größte Giebelfassade der Stadt versteckte, und dieses Paradestück der Architektur von Troyes restauriert.
Alle Blicke konzentrieren sich in der Rue Emile Zola nun auf das ehemalige Prisunic-Geschäft, dass von einer doppelten Reihe von Fachwerkhäusern eingerahmt wird.

Rue Kléber

Zwischen 1998 und 2000 wurden drei Häuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert nach allen Regeln der Kunst von zwei Zimmermännern aus dem Departement Aube wiederaufgebaut.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Restaurierung von Troyes werden auf dem Verputz dekorative, durch archäologische Spuren auf dem Gebäude historisch belegbare Motive, genauer gesagt durch Rankenmotive und stilisierte Blumen wiedergegeben. Dazu muss gesagt sein, dass die Fassaden der Gebäude in Troyes häufig mit diversen Ornamenten verziert sind: mit Heiligenfiguren, grotesken Figuren, wie man sie an Kathedralen sehen kann, Emblemen, Wappen, Monogrammen, Sinnsprüchen, Inschriften und diversen anderen Motiven.

Rue Pierre-Simart

Viertel Saint-Nizier.
Ein Ab- und Wiederaufbau, um einen Wohnblock im mittelalterlichen Stil zu rekonstruieren, wobei moderne Holzhäuser (1996) als Hinweis darauf integriert wurden, dass sich ihr Material mit der Zeit neu erfinden kann, dass sich ein Stil entwickeln kann und Troyes keine Museumsstadt ist.