Neben Chretien von Troyes sind noch zwei andere Persönlichkeiten aus dem Mittelalter untrennbar mit der Stadt Troyes und dem Departement Aube verbunden: Rachi und Bernhard von Clairvaux. Jeder spielt in seiner Domäne eine herausragende Rolle in der Ausbildung der Geister ihrer Epoche.

Der junge Bernhard von Fontaine war 22 Jahre alt, als er 1115 die Abtei von Clairvaux gründete. Der Zisterziensermönch radikalisiert die Prinzipien des Ordensgründers Robert de Molesme: Schlichtheit, Einfachheit, Nüchternheit, Askese, Mystizismus, Entsagung und Kontemplation.

Auch wenn er sich vom Materiellen losgesagt hat, so interessiert er sich doch weiterhin für das, was in der Welt und der Politik geschah. Er geht sogar noch weiter: Bernhard beteiligt sich aktiv an der Gründung des Tempelritterordens, rechtfertigt den „heiligen Krieg“ in seinen Schriften und wird zum Prediger für den zweiten Kreuzzug.

Die Abtei Clairvaux hat mit zweihundert neugegründeten Zisterzienserklöstern Ableger in verschiedenen Ländern, und natürlich in Frankreich.

In mehreren Hinsichten wird Bernhard von Clairvaux als der geistige Führer des Abendlandes und einer der einflussreichsten Persönlichkeiten der Christenheit angesehen. Dieser rigorose Christ, der 1174 zum heiligen Bernhard wurde, war auch ein Verteidiger der Juden. Man erhebt sich gegen die gegen sie gerichteten Pogrome.

In Troyes gab es zu dieser Zeit eine große jüdische Gemeinde. Eine ihrer Kinder wird einer der berühmtesten Juden der Welt und eine emblematische Figur des Judaismus werden: Salomon Rachi. Der Rabbi aus Troyes wurde für sein außergewöhnliches Talent zur Exeget der Bibel und des Talmuds berühmt. 

Die von ihm in seiner Heimatstadt gegründete Talmudschule zieht zahlreiche Studenten an, die seine Kommentare zu den heiligen Texten hören wollen. Dieses Wissen wird bis zum heutigen Tage weitergeben und bleibt ein Modell für die Öffnung und dem Dialog zwischen den Kulturen.

Rashi-Denkmal © Olivier Gobert

Das Werk von Rachi ist auch sehr wertvoll in Bezug auf das Licht, das es auf den Zustand der französischen Sprache zu seiner Zeit wirft: Die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts, zu einer Zeit, als Französisch noch eine Variante der damals in der Champagne gesprochenen Sprache und somit noch sehr stammelnd war. Der Rabbi übersetzt schwierige oder technische Ausdrücke aus dem biblischen Hebräisch in die Langue d‘Oil. Salomon Rachi ist genau wie Chrétien von Troyes am fantastischen Aufschwung der Literatur in der französischen Sprache im zentralen Mittelalter beteiligt.

Die Erinnerung an Rachi bleibt in Troyes durch ein 1990 gegenüber der Synagoge eröffnetes Institut Rachi besonders lebendig. Das europäische Zentrum für hebräische Studien und Forschungen bietet ein allen zugängliches Lehrprogramm an und ist außerdem ein Ort, an dem Konferenzen und Ausstellungen organisiert werden.

Im gleichen Jahr, in das das 950. Geburtsjahr von Rachi fiel, wurde gegenüber des Théâtre de Champagne, in der Nähe des alten jüdischen Friedhofs, auf dem er begraben wurde, ein Denkmal zu seiner Erinnerung errichtet. Das Werk von Raymond Moretti, eine schwarz-weiße Kugel, die die Gegensätze symbolisiert, und auf der das Epigramm von Rachi sichtbar ist, wurde vom Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel eingeweiht.