Man sagt, dass Frankreich 80% der gesamten Glasmalerei des Planeten beheimatet, von denen sich 80 % im Norden der Loire befinden, von denen sich wiederum 80% in der Champagne befinden und 80% der Buntglasfenster der Champagne im Departement Aube sind! Hat man nun gut aufgepasst, dann weiß man, dass sich 4 von 10 Buntglasfenstern weltweit hier im Departement Aube befinden! Nirgendwo sonst auf der Welt findet man ein solches Vorkommen und eine vergleichbare Qualität an Glasmalerei.

Das Departement Aube zählt 9000 m2 an Buntglasfenstern von der majestätischen Kathedrale von Troyes bis hin zur schlichten Dorfkirche.
Diesen unermesslichen Schatz teilen sich ein paar 200 religiöse Bauten. Das was man das „Beau XVI“ von Troyes und der Aube nennt, hat uns allein 1042 denkmalgeschützte Glasscheiben hinterlassen.

Der Aufschwung der Glasmalerei fällt in der fünftgrößten Stadt des Königreichs zufällig mit einer Zeit des Friedens und des Wohlstands zusammen. Reiche Bürger werden zu Kunstmäzenen. Kirchen decken sich mit Fenstern ein. Der Wiederaufbau von drei Kirchen, die durch das große Feuer von Troyes zerstört wurden, fördern die Entwicklung der Kunstrichtung.
Die Motive sind natürlich religiös, aber auch die Zünfte tauchen in diesen frühen Comics auf: Tuchmacher, Gerber, Goldschmiede, Bogenschützen und Scharfschützen.

Vitrail de la vie de la Vierge (1921) – église Sainte-Madeleine © Claire Droppert – TLCT

Die großzügigen Spender lassen es sich natürlich auch nicht nehmen, selbst auf den Fenstern abgebildet zu werden. Privatpersonen bestellen sich ihrerseits Glasmalerarbeiten, um ihren Wohnsitz damit zu schmücken. Zwischen 1480 und 1850 mutet Troyes zum Hauptzentrum der Kunst an, aus dem circa 30 Glasmaler hervorgehen.

Ihr Stil ist homogen, arbeitet mit kräftigen, warmen und kontrastreichen Farben. Manche Historiker zögern nicht und sprechen sogar von einer „Troyer Schule“ der Glasmalerei.

Dieses außergewöhnliche Kulturerbe konnte teilweise dank der Tatsache erhalten werden, dass die Aube von den Bombardements der letzten Kriege verschont blieb.
Manche Buntglasfenster wurden im Übrigen verlagert und präventiv in Sicherheit gebracht aus Sorge vor ihrer Zerstörung.

Glasmalerei wird hier immer ihre Daseinsberechtigung haben

Troyes und Aube beherbergen die größte und schönste Sammlung der Glasmalerei Europas. Eine Kunst, die sich im Mittelalter höchster Beliebtheit erfreute und deren Tradition heute noch von einer Glasmeisterin in Troyes, halb Künstler, halb Kunsthandwerker fortgeführt wird.
Ein Interpretive Centre der Glasmalerei setzt diesen Schatz des Kulturerbes, der sich in Hülle und Fülle in den Kirchen der Aube antreffen lässt, ins richtige Licht.

Circa 850 Jahre nach der Schöpfung der ältesten bekannten Glasmalerei der Aube, veranstaltet die Cité du Vitrail dank einer der künstlerischen Schmuckstücke des Departements eine Hommage.

Es handelt sich hierbei um das Hôtel-Dieu-le-Comte, ein bemerkenswertes Ensemble aus Gebäudeteilen, die im 18. Jahrhundert wiederaufgebaut wurden.
Es beherbergt das Universitätszentrum von Troyes und das Apothekenmuseum und wurde als Veranstaltungsort auserwählt. Ein geschichtsträchtiger Ort, man könnte fast sagen vorherbestimmt, da er zwischen der Kathedrale und der Basilika liegt.

Auch wenn die Werke der Glasmalerei oft nur von unten und im Austausch gegen einen steifen Hals oder mit genügend Abstand sichtbar sind, können sie hier auf Augenhöhe betrachtet werden. Auf 3000 m2 spielen sich stilistische Umbrüche ab, die die repräsentative Kunst des Kulturerbes von Troyes und Aube geprägt haben.

Die Originalwerke der Ausstellung werden bei Leihgabe regelmäßig restauriert. Glasmalerei des einfachen Volkes neben Kirchenfenstern, moderne neben antiker Glasmalerei, vergleichbar mit der Tatsache, dass die Glasmalerei des Aube auch der Glasmalerei aus anderen Departements und gionen einen Platz einräumt.

Florentin und das schöne 16.

Wenn man in Troyes vom „schönen 16.“ spricht, wird dabei nicht an das 16. Arrondissement von Paris gedacht. Es wird hier auf diese Hochzeit der Geschichte angespielt, in der die Stadt ein künstlerisches Sammelbecken in so unterschiedlichen Gebieten wie der Bildhauerei, der Malerei, der Teppichknüpferei, der Stickerei, der Goldschmiedekunst oder der Glasmalerei war.

Der Wideraufbau der Stadt nach der großen Feuersbrunst von 1524 verstärkt diese durch die Wochen- und Jahrmärkte einsetzende Bewegung, deren internationaler Bekanntheitsgrad auch Talente und Ideen anzieht.

Die emblematische Persönlichkeit von Dominique Florentin ist ein Beweis dafür. Sein Name ist ein Hinweis auf seine Herkunft: Er wurde zu Beginn des Jahrhunderts in Florenz geboren und ist ein Universalkünstler: Stuckateur, Kupferstecher, Maler, Bildner, Architekt und Bildhauer. Er hat die Renaissance im Gepäck und revolutioniert das von den deutschen, flämischen und italienischen Strömungen beeinflusste Künstlermilieu von Troyes.

Nachdem er einige Zeit im Schloss von Fontainebleau gearbeitet hat, wird der Florentiner sein ganzes Wissen über Architektur und Dekor an seine Adoptivstadt weitergeben.
Das Schöne 16. Jahrhundert von Troyes ist eine einzigartige Sammlung aus 2800 unter Denkmalschutz stehenden Skulpturen, soll heißen zwei Drittel des regionalen Kulturerbes aus dieser Zeit und dieser Disziplin. Einige Stücke finden sich in den größten Museen der Welt wie dem Louvre, in London oder New-York wieder.

Es kristallisiert sich ein sehr charakteristischer weiblicher Typ heraus, der einer Jungfrau mit einem ovalen Gesicht, einer hohen, stark gewölbten Stirn, leicht schrägen Mandelaugen und in zwei symmetrische Massen geteilte Locken sowie einem feinen Lächeln.