Cathédrale Saint-Pierre Saint-Paul

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Apropos

Wenn die Kathedrale Saint-Pierre-et-Saint-Paul dafür bekannt ist, dass sie mit den schönsten Glasfenstern von Frankreich hat, die eine Fläche von 1500. m² ergeben (zwei Handballfelder), so hat sie noch ein anderes Schmuckstück vorzuweisen: ihren Schatz.

Die inbrünstige Begeisterung für das Christentum und technische Innovationen sind im Frankreich des 12. Jhs. Wegbereiter für die Verbreitung der gotischen Kunst der Spitzbögen. Ab 1198 wurde im Auftrag der Bischöfe Garnier de Trainel und später Hervée (auf einer Glasmalerei des 12. Jhs. im Chorraum verewigt) eine der größten und schönsten Kathedralen Frankreichs gebaut. Die Arbeiten begannen bei den Chorkapellen, die an der Stelle der galloromanischen Befestigungsanlage errichtet wurden. 1260 entstand das Querschiff, ab 1310 die ersten Jochbögen des Langhauses, doch der Hundertjährige Krieg (1337-1453) unterbrach die Bauarbeiten.
Im 16. Jh. wurden auf dem Standort der alten Kirche die letzten Jochbögen fertiggestellt. Das Westportal, ein Meisterwerk des Pariser Maurermeisters Martin Chambiges, wurde 1554 zusammen mit dem Unterbau des Turms Saint-Pierre vollendet, der wiederum erst 1634 im Ganzen stand. Während der Bauarbeiten stellte man für die Handwerker und Steinmetze acht kleine Verschläge am Gebäude auf, die im 19. Jh. durch Stände ersetzt wurden, an denen die Bäcker ihr Brot verkauften.
Aufgrund einer Glaubenskrise und fehlenden Geldes wurde der Turm Saint-Paul hingegen nie errichtet.
Vermutlich war es Bischof Lupus, der im 5. Jh. an der südöstlichen Ecke des Castrums (befestigte Stadt) eine erste Kathedrale errichten ließ. Diese wurde jedoch vollkommen zerstört, als die Normannen im Jahre 890 die Stadt niederbrannten. Am Ende des 10. Jhs. nach einer langen Zeit voller Unruhen ließ Milon, 44. Bischof von Troyes, am heutigen Standort eine neue Kathedrale im romanischen Stil errichten. Doch als 1188 ein großer Teil der Stadt erneut in Flammen aufging, wurde auch sie stark in Mitleidenschaft gezogen.
Bei einer Bauzeit von über 400 Jahren sind an der Kathedrale verschiedene Stilstufen vertreten, vom
Rayonnantstil der Hochgotik bis zum Flamboyantstil der Spätgotik. Dennoch gelang es, die Innen- und Außengestaltung sehr harmonisch und außerordentlich prächtig zu gestalten. Die 114 m lange und 28,50 m hohe Kathedrale wird für ihre Eleganz, die außerordentliche Qualität der Skulpturen, Malereien, Wandteppiche und insbesondere für ihre denkmalgeschützten Glasgemälde (1.500 m2) gerühmt.
Im Chorraum sind auf Glasmalereien aus dem 13. Jh. unter anderem Maria, der Heilige Johannes, verschiedene Bibelgeschichten und Persönlichkeiten des Mittelalters abgebildet. Im Langhaus befindet sich der bemerkenswerte Jessebaum (Arbre de Jessé, um 1500) und im nördlichen Seitenschiff die Mystische Kelter (Pressoir Mystique, 1625) von Linard Gonthier, einem berühmten Troyenner Glasmeister (1565-1642). Das mit Schnitzereien verzierte Chorgestühl (17. Jh.) sowie die berühmten großen Orgeln (18. Jh.) stammen aus der Abtei von Clairvaux.
Die Kathedrale besitzt einen bemerkenswerten Domschatz, der ab 1204 nach der Plünderung Konstantinopels durch die Kreuzritter angelegt wurde. Er umfasst eine außergewöhnliche Sammlung an Heiligenschreinen (u. a. das Haupt des Heiligen Bernhards von Clairvaux, von Viollet-le-Duc restauriert), Reliquien, Emaillen (Reliquie des Heiligen Lupus, 16. Jh.) und andere Stücke der Goldschmiedekunst, wie z. B. ein byzantinischer Schrein aus rot eingefärbtem Elfenbein (11. Jh.) und die Almosentaschen der Grafen der Champagne (13.-14. Jh.).
Im Jahre 1420 wurde in der Kathedrale der „Schandvertrag von Troyes“ unterzeichnet, der die französische Krone an Heinrich V. von England abtrat. Am 10. Juli 1429 ließ Jeanne d’Arc die Stadt am gleichen Ort einen Treueeid auf den jungen Karl VII. schwören, um „die Engländer aus Frankreich zu vertreiben“, wie eine am Turm angebrachte Gedenktafel zu berichten weiß.
Von eben diesem Turm flog 1536 der italienischstämmige Uhrmacher Denis Bolori aus Troyes mit von ihm entwickelten beweglichen Flügeln los, konnte sich sogar einige Minuten in der Luft halten, stürzte am Ende jedoch ca. einen Kilometer weiter östlich in Saint-Parres-aux-Tertres ab. Ein verkannter Pionier der Luftfahrt!

DER SCHATZ: AUS DEM SCHATTEN INS LICHT

Wenn die Kathedrale Saint-Pierre-et-Saint-Paul dafür bekannt ist, dass sie mit den schönsten Glasfenstern von Frankreich hat, die eine Fläche von 1500. m² ergeben (zwei Handballfelder), so hat sie noch ein anderes Schmuckstück vorzuweisen: ihren Schatz. Den Spezialisten nach handelt es sich hierbei um einen der dritt- oder viertgrößten Schätze des Landes. Unter den Meisterwerken befindet sich ein byzantinischer, purpurfarbener Schrein aus dem 11. Jahrhundert. Dieser war Teil der von den Kreuzfahrern 1204 aus Konstantinopel mitgebrachten Beute. Außer einer wunderschönen Sammlung von Emaillen aus dem Mittelalter hat der Schatz noch eine weitere Sehenswürdigkeit zu bieten: den Heiligenschein des Sankt Bernhard, in dem die Reliquien (sein Schädel und ein Oberschenkelknochen) des spirituellen Vaters der Tempelritter aufbewahrt werden. Aus ganz Europa kommen Pilger um vor den Knochen des Gründers der Abtei von Clairvaux zu beten und sich zu besinnen. Außerdem werden hier sorgfältig der Kelch, die Patene, der Bischofsstab und -ring des Bischofs und Gründer der Kathedrale, Bischof Hervée, aufbewahrt. 2014 hat der Schatz der Kathedrale nach zweijährigen Bauarbeiten eine Vitrine bekommen. Er wird in einem Gewölbesaal rechts neben dem Chor ausgestellt, in dem er leichter zugänglich ist und besser präsentiert wird. Die 160 von den 260 hier ausgestellten sakralen Objekte der Sammlung erzählen die bewegte Geschichte des Schatzes. Sein Ursprung geht auf die Plünderung der Kirchen und Paläste des heutigen Istanbuls während des 4. Kreuzzuges zurück. Während der Revolution wurde ihm ziemlich arg mitgespielt, da die Revolutionäre ihm ungefähr 800 kg Gold entnommen haben. Im 19. Jahrhundert wird der Schatz dank mehrerer Schenkungen und dank der in den bei archäologischen Ausgrabungen im Gebäude freigelegten Gräbern gefundenen liturgischen Ausstattungen wieder rekonstituiert. Die aufeinanderfolgenden Avatare spiegeln in Wirklichkeit die Odyssee einer mehrmals gebauten und wiederaufgebauten, unterbrochenen und wiederaufgenommenen, beschädigten und reparierten Kathedrale wider. Ihr Bau zog sich über mehrere Jahrhunderte hin und wurde, um genau zu sein, niemals fertiggestellt, was jeder Besucher bei der Besichtigung der Kathedrale sehen kann. Es fehlt ihm nämlich ein Turm. Der Sankt-Paul-Turm (oder Südturm) wurde aus Geldmangel nie fertiggestellt! Wir können somit heute eine einäugige oder -armige – nicht sicher, wie man es nennen soll - Kathedrale betrachten. Dieses Fehlen ist jedoch Teil ihres Charmes und macht ihre Einzigartigkeit aus. Unaufhörliche Restaurierungskampagnen ermöglichen, dass dieses große Schiff durch die Jahrhunderte segeln kann. Kürzlich erst hat eine Baustelle der Westfassade ihren Glanz zurückgegeben. Saint-Pierre-et-Saint-Paul bleibt eindeutig ein Meisterwerk der gotischen Baukunst.

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